Dienstag, 5. April 2011

„Es kreißen die Berge, zur Welt kommt nur ein lächerliches Mäuschen”

Lateinisch: Parturient montes, nascetur ridiculus mus, Horaz, Ars poetica. 
http://www.rhm.uni-koeln.de/106/Haendel.pdf
Warum nehmen wir Dinge so wichtig, warum nehmen wir uns so wichtig, wo wir doch ein Staubkorn im Universum sind. wie oft machen wir Voodoo um Nichtigkeiten, tanzen wir ums goldene Kalb und stilisieren uns selbst zu selbigem? Wo doch Demut angesagt wäre, Demut vor den Dingen und vor allem vor anderen Menschen. Damit reduzieren wir uns auf das menschliche Maß - es muss ja nicht gleich ein Mäuschen sein!


In diesem Sinne: Gute Nacht

Montag, 4. April 2011

Die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug

Heute früh hat der SWR 2 Kommentator dieses Hegelsche Bild genutzt, um als Replik auf die Ethikkommission der Bundesregierung die Unfähigkeit der Philosophie die Welt zu verändern zu charakterisieren. Weil sie zu spät kommt, weil sie erst in der Dämmerung oder im Alter präsent ist, dann zwar scharfsichtig, aber mehr beschreibend und erklärend als verändernd.
http://www.inkrit.de/hkwm/artikel/eule.pdf

Auch wenn später Hegel vom Kopf auf die Füße gestellt werden sollte, so ist doch der diametrale Unterschied zwischen Ethik und Philosophie, dass Ethik nicht ex post danach am Abend oder im Alter erwacht, sondern schon morgens oder besser immer da ist. Besser wie ein Kranich, ein Nestflüchter, begleitet Ethik den Menschen von frühester Kindheit oft mehr manchmal weniger scharfsichtig und scharfsinnig durchs Leben leitet. Nicht wie die Eule nur in der Dämmerung herumstreifend, sondern wie der Kranich als archaisches mythisches Symbol der Sonne uns den Weg leuchtend - ihn zu finden und den richtigen zu wählen bleibt allerdings uns selbst überlassen.  Das ist und bleibt das Schicksal menschlicher Freiheit, jenseits von Philosophie und Ethik: beides kann helfen besser zu leben, doch zu einem besseren Menschen machen wir uns nur selbst.

In diesem Sinne: Gute Nacht

Sonntag, 3. April 2011

Jeanne d’Arc au bûcher in Stuttgart

Gestern fand in Stuttgart die konzertante Aufführung von Jeanne d’Arc au bûcher, ein dramatisches Oratorium in 11 Szenen von Paul Claudel (Text) und Arthur Honegger (Musik) statt. Ein Stück, das eindrücklich vermittelt wie nah doch Glück und Unglück, Erfolg und Niedergang beieinander liegen. Und am Ende bleiben keine endgültigen Sicherheiten.
Frei nach Klabund "es hat ein Gott mich ausgekotzt, jetzt lieg' ich da im Dreck". Und doch bleibt Johanna am Ende die letzte Gewissheit (Schiller):
Seht ihr den Regenbogen in der Luft,
Der Himmel öffnet seine goldnen Tore,
Kurz ist der Schmerz und ewig ist die Freude!

Was hat das mit uns und unserem Leben zu tun? Was macht uns frei und was bindet uns, was bedeutet uns Freiheit und Verantwortung? Ohne auf diese letzten Fragen, schon eine Antwort zu wissen, das spannende an dem szenischen Musikspiel von Claudel und Honegger ist die Nähe von Leichtigkeit bis hin zum Humor und auf der anderen Seite Düsternis, Trauer und Aufschrei. Insofern geht es villeicht nicht um das intellektuelle Begreifen, sondern um die emotionale Gewissheit.
Auszug: http://www.youtube.com/watch?v=9Li7KEZB6rY&feature=related
In diesem Sinne: Gute Nacht